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Jede Menge Leben im Museum

Im ersten Jahr haben rund 4500 Menschen das Technikforum in Backnang besucht – Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene

Von Kornelius Fritz

Die Eröffnung des Technikforums im Dezember 2015 war für Backnang ein Meilenstein. Nach jahrelanger Suche war der Wunsch, die Industriegeschichte der Stadt in einem würdigen Rahmen zu präsentieren, endlich wahr geworden. Die Resonanz im ersten Jahr gibt den Museumsmachern recht: „Es ist noch besser geworden, als wir es uns erträumt haben“, sagt Jürgen Beer, der Vorsitzende des Fördervereins.

310 0960 43774 So voll wie bei der Eröffnung war es im Technikforum zwar nicht immer, doch die Verantwortlichen sind mit der Resonanz zufrieden.Fotos: E. Layher BACKNANG. Wenn Jürgen Beer über Nachrichtentechnik spricht, ist ihm seine Begeisterung anzumerken. Sein ganzes Berufsleben hat er sich damit beschäftigt, zuletzt als Deutschland-Chef bei Marconi in Backnang. Und auch im Ruhestand lässt ihn das Thema nicht los, zum Beispiel wenn er den Besuchern im Technikforum die alten Richtfunkgeräte erklärt, mit denen früher Nachrichten von der Bundesrepublik über die DDR hinweg nach West-Berlin übermittelt wurden. Dass die in Backnang hergestellten Geräte nun in einem richtigen Museum gezeigt werden, freut Jürgen Beer: „Wir haben jahrelang dafür gearbeitet, um das möglich zu machen.“ So hat der Förderverein Spenden in Höhe von 350 000 Euro gesammelt, um das 1,8 Millionen Euro teure Projekt zu finanzieren. Ein Jahr nach der Eröffnung des Technikforums ist es nun Zeit für eine erste Bilanz.

Und die fällt bei Stadtverwaltung und Förderverein gleichermaßen positiv aus. „Es war gut, dass wir uns dazu durchgerungen haben, dieses Projekt anzupacken“ sagt der Leiter des Backnanger Kulturamtes, Martin Schick. Das Technikforum sei heute „ein lebendiger Ort“. Jürgen Beer kann das auch mit Zahlen belegen: Im ersten Jahr nach der Eröffnung haben die ehrenamtlichen Museumsführer 46 Besuchergruppen mit insgesamt rund 1000 Personen durch die ehemalige Kaelble-Halle geführt. Die Gruppen kommen inzwischen nicht nur aus dem Raum Backnang, sondern aus ganz Baden-Württemberg. Weitere 1500 Gäste haben das Technikforum während der allgemeinen Öffnungszeiten dienstags und sonntags auf eigene Faust erkundet. Zählt man noch die Besucher von Vorträgen und anderen Veranstaltungen im Technikforum hinzu, kommt Beer auf rund 4500 Gäste im ersten Jahr: „Das ist ein enormer Erfolg“.

Neue Heimat für das Stadtarchiv

Bei den Vorträgen des Fördervereins, die früher im Bürgerhaus stattfanden, habe sich die Besucherzahl seit der Eröffnung des Technikforums glatt verdoppelt, erzählt der Vorsitzende. Zuletzt kamen im Schnitt 140 Gäste. „Bei technischen Themen ist das nicht selbstverständlich“, sagt Beer. Und was ihn mindestens genauso freut: Die Technikwerkstatt für Kinder hat sich als echter Volltreffer erwiesen. Die monatlichen Veranstaltungen, bei denen pensionierte Lehrer und Ingenieure Kinder spielerisch mit der Technik in Kontakt bringen, sind oft schon Wochen vorher ausgebucht. Das Angebot soll deshalb noch weiter ausgebaut werden: Geplant sind unter anderem Kurse für Jugendliche und ein Bastlerworkshop nur für Mädchen.

310 0960 43773 Nachrichtentechnik ist das Spezialgebiet von Jürgen Beer (rechts). Hier zeigt er Stadtarchivar Bernhard Trefz (links) und Kulturamtsleiter Martin Schick eine alte Richtfunkanlage von Telefunken. Gerne würden Jürgen Beer und sein Team auch noch häufiger Schulklassen durch die Ausstellung führen: „Eigentlich sollte es in Backnang kein Kind geben, das nicht wenigstens einmal hier war“, findet Beer. Sehr zufrieden ist auch der Leiter des Backnanger Stadtarchivs, Bernhard Trefz, der mit seinem vierköpfigen Team Räume im ersten Stock des Technikforums bezogen hat: „Für uns ist es hier perfekt“, sagt Trefz. Und das nicht nur, weil die neuen Räume moderner und größer sind als die früheren in der Stuttgarter Straße. Zwischen Stadtarchiv und Technikforum gebe es auch viele Anknüpfungspunkte. Aktuell plant Trefz eine Fotoausstellung zur 950-Jahr-Feier der Stadt, die nächstes Jahr auf der Empore des Museums zu sehen sein wird.

Zum Konzept des Technikforums gehört auch, dass die Halle von privaten Veranstaltern gemietet werden kann, etwa für Tagungen, Vorträge oder Empfänge. Bestuhlt bietet die Freifläche im Erdgeschoss Platz für bis zu 150 Besucher. Wenn die Gäste stehen, passen sogar 300 rein. Dieses Angebot wurde auch schon einige Male genutzt, unter anderem von der Volksbank, der Kreissparkasse und der Firma Ericsson. Nach Jürgen Beers Geschmack dürften es aber gerne noch mehr sein: „Das ist ausbaufähig.“ Aus seiner Sicht hängt die verhaltene Nachfrage auch mit der nicht gerade günstigen Miete zusammen. Für eine Tagesveranstaltung im Technikforum muss ein Veranstalter 500 Euro hinlegen; will er Bühne und Videowand nutzen, ist er schon fast beim Doppelten. Außerdem muss er für die Dauer der Veranstaltung eine Aufsicht bezahlen, die darüber wacht, dass die wertvollen Exponate keinen Schaden nehmen. Wenn man das Technikforum mit Leben füllen wolle, müsse man diese Preispolitik noch einmal überdenken, meint Jürgen Beer.

Die Aufgabe des Fördervereins sieht er in den kommenden Jahren vor allem darin, „das Angebot auf diesem hohen Niveau zu halten.“ Dafür sucht er weiterhin hochkarätige Referenten für Vorträge und mittelfristig auch weitere fachkundige Museumsführer. Denn mehrere Mitglieder aus dem Team der Ehrenamtlichen sind inzwischen schon über 80, der Gerbereiexperte Karl Häuser ist dieses Jahr sogar schon 90 geworden.

(Quellen: Backnanger Kreiszeitung vom 8.12.2016, mit freundlicher Genehmigung Verlag Fr. Stroh, Backnang)

 

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